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Ein Träger für Lino

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Der Wert von TIM und Lino

Seit Oktober 2001 ernähren TIM und Lino unsere Familie. Wir haben 20 zufriedene Kunden, die meisten davon in Ostbelgien. Seit 2016 haben wir noch zwei weitere IT-Experten ganztags für uns. Wir haben keine Büroräume, jeder arbeitet im Home-Office. Mit einem Jahresumsatz von nur 45.000 € stellen wir also drei Experten ganztags ein. Wir bieten unseren Angestellten nur ein kleines Gehalt, dafür aber sehr kulante Arbeitsbedingungen.

Dieses System kann noch so weiter laufen bis zu meiner Pensionierung in voraussichtlich zehn Jahren, und dann müssen die Benutzer von TIM und Lino eine andere Lösung finden.

Höchstens hundert Menschen fänden das schade.

Verkaufen?

Laut Einschätzung einiger Insider gibt es mindestens 20 ÖSHZ in Belgien, die den „Lino für ÖSHZ“ (die reifste unserer Anwendungen) out of the box brauchen könnten und auch dafür bezahlen würden. Mit wenig Aufwand könnte sich unser Jahresumsatz verzehnfachen. In den letzten zehn Jahren haben wir diverse Methoden probiert, um diese „frohe Botschaft“ zu verkünden. Keine hat gepackt. Über die Gründe könnte man eine Doktorarbeit schreiben.

Und Lino ist ja viel mehr als eine Software für ÖSHZ. Lino ist weder auf den öffentlichen Sektor noch auf Belgien beschränkt. Wwir experimentieren in vielen Bereichen: Voga, Così, CMS, Webshop… jeden Moment könnte ein „Druchbruch“ für eine dieser Anwendungen kommen. Dann würden sich schnell professionelle Hoster finden, die diese Anwendung als Dienstleistung zu günstigem Preis vermieten können.

Es gibt Methoden, um den Marktwert einer Software einzuschätzen. Aber der hat mich nie interessiert, weil ich mein Lebenswerk gar nicht verkaufen will. Lino ist unbezahlbar. Selbst wenn ich es wollte: welche Firma wäre bereit für läppische 45.000 € pro Jahr die Zeit zu investieren, die es braucht, um mit Lino Geld zu machen.

Schenkung mit Bedingungen

Ein denkbarer nächster Schritt wäre, dass Rumma & Ko das Autorenrecht an eine VoG verschenkt, die dadurch die legale Trägerschaft übernimmt.

In einer ersten „minimalen“ Phase würde sich für die Kunden lediglich der Absender der Rechnungen und die Kontonummer ändern, Rumma & Ko wäre einziger Lieferant der VoG.

Dieser kleine Schritt hätte den großen juristischen Vorteil, dass die VoG im Notfall über das Schicksal von Lino verfügen könnte, und jederzeit auch andere Subunternehmer mit Wartung und Weiterentwicklung beauftragen könnte.

Rumma & Ko stellt zwei Bedingungen:

  • Es muss eine VoG sein und keine private Firma.

  • Die VoG muss versprechen, dass sie keine unfreie Inhalte veröffentlicht.

Ich sehe, dass viele –aber nicht alle– Leute diese Bedingungen komisch oder unverständlich finden. Ich versuche mal kurz, sie zu „verteidigen“.

Ohne Gewinnabsicht

„Ohne Gewinnabsicht“ heißt nicht „unprofessionell“. „Vereinigung ohne Gewinnabsicht“ schließt kommerzielle Geschäftsaktivität nicht aus. Die VoG darf und soll sich auf dem freien Markt behaupten und sich wirtschaftlich durch den Verkauf ihrer Dienstleistungen tragen.

Meine erste Bedingung stellt sicher, dass der Erlös des Projekts für die Allgemeinheit erhalten bleibt statt in private Taschen zu fließen.

Freie Inhalte

Die zweite Bedingung, die Rumma & Ko an die Schenkung des Autorenrechts knüpft, ist dass die VoG selber keine unfreien Inhalte veröffentlicht. Und mit „Inhalte“ ist nicht nur Software sondern auch Dokumentation gemeint.

Diese Bedingung stelle ich, um Lino vor dem Schicksal von Odoo zu bewahren. Selbst Odoo ist nicht frei, sondern in der Praxis nur mit einem proprietären Front-End nutzbar.

„Nachhaltig frei“ zu sein ist der Daseinsgrund von Lino. Es is sozusagen der Grund, weshalb ich quasi meine gesamte Karriere in Lino investiert habe. Es gibt genügend proprietäre Systeme zum Entwickeln maßgeschneiderter Anwendungen. Wenn ich daran glaubte, wäre ich schon früh in einer solchen Firma eingestiegen.

Aber das fundamentale Problem unfreier Software ist, dass sie zu vendor lock-in führt. Deshalb können weder SAP noch Windows eine Lösung sein. Deshalb muss die VoG unfreier Software eine klare Absage erteilen.

So ungefähr im Stil „Wir machen Schulungen zu LibreOffice oder Thunderbird, wir helfen Ihnen beim Umstieg von Windows oder MacOS nach Linux, aber fragen Sie uns nicht um Hilfe bei der Benutzung unfreier Software.“

Zielsetzung der VoG

Hier meine Vorschläge bzgl. der Zielsetzung der VoG.

Als Besitzer unseres geistigen Eigentums

  • nutzen wir unser Eigentum und verteilen die Einnahmen gerecht und transparent.

  • pflegen wir unsere Produkte, beheben Fehler, entwickeln sie weiter.

  • sorgen wir dafür, dass unsere Produkte für jeden und für immer unter einer freien Lizenz zur Verfügung steht.

  • schützen wir unseren Besitz vor Verleumdung, Plagiat und Missbrauch.

Wir verdienen unseren Lohn, denn

  • wir helfen unseren Kunden bei der Benutzung unserer Softwareprodukte.

  • wir bieten professionelle Beherbergung von Lino-Anlagen.

  • wir stellen kompetente, motivierte Arbeiter ein.

Wir sind ein Beweis dafür,

  • dass man mit freier Software sehr wohl Geld machen kann.

  • dass ein kommerzieller Betrieb ohne unfreie Software funktionieren kann.

Unsere Arbeit ist gemeinnützig, denn:

  • Wir tragen dazu bei, realistische Lösungen zum Schutz vor Abhängigkeit von Softwaregiganten (vendor lock-in) zu entwickeln. (Sicherheit)

  • Wir bieten Jobs für Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt verkannt werden. (Sozial)

  • Wir veröffentlichen hochkarätiges Expertenwissen und Schulungsmaterial, das jedem kostenlos zur Verfügung steht. (Erziehung)

Geschäftsplan

Einnahmen:

  • Die VoG lebt prinzipiell vom Erlös ihrer eigenen Arbeit, d.h. dem Verkauf ihrer Dienstleistungen.

  • Eine wichtige Geschäftsaktivität (nicht die einzig denkbare) ist der Verkauf von Software-Dienstleistungen: Analyse, Beratung, Support, Schulung, Entwicklung, Hosting.

  • Daneben nimmt sie jedoch auch Spenden und Zuschüsse an, weil unser Ziel ein gemeinnütziges ist.

Ausgaben:

  • Infrastruktur (eigene Server)

  • Verwaltung (Sekretariat, Fakturation, Buchhaltung, Public Relations, …)

  • Partnersuche

  • Ausbildung der Mitarbeiter

  • Ausrüstung der Mitarbeiter (z.B. Hardware)

  • Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung

Ohne Menschen geht es nicht

Selbst die kleinste VoG bedeutet einen gewissen administrativen Aufwand. Die Buchhaltung muss stimmen, der Verwaltungsrat muss einen Tätigkeitsbericht vorlegen, die Mitglieder müssen zur Generalversammlung eingeladen werden, …

Wenn diese Arbeit durch mich oder einen bezahlten Mitarbeiter von Rumma & Ko gewährleistet würde, wäre die Gründung einer VoG bestenfalls Ressourcenverschwendung und möglicherweise sogar Lüge. Es müssen sich also andere Menschen finden, die so eine VoG wollen. Und die bereit sind, zumindest anfangs ehrenamtlich dafür zu arbeiten.

Luc Saffre im Februar 2023